positiv – negativ – ehrlich

positiv – negativ – ehrlich oder „to care enough to be an asshole“

In der heutigen Zeit ist „Trainer mit Anspruch“ sein sehr schwierig geworden. Jeder möchte ständig und für alles gelobt werden und am besten noch ohne großen Einsatz bestmögliche Ergebnisse erreichen. Aber wie man in Bayern so schön sagt: „Ned g´schimpft is g´lobt g´nua“. Für die nicht-Bayern: Wenn man nicht geschimpft wird, ist das schon Lob genug.

Als Coach steht man aber geradezu in der Pflicht, auch einmal unpopulär sein zu müssen. Es ist unsere Aufgabe, Sachen zu sagen, die nicht angenehm sind. Aber effektiv. Wenn die Technik oder der Einsatz nicht optimal oder nicht gut waren, dann MUSS das Feedback entsprechend sein. Ein “super gekämpft” oder “toll gemacht” hilft dabei niemandem weiter.
Wann man auf seine Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten nicht hingewiesen wird, kann man nicht besser werden. Leider verwechseln viele diese Ehrlichkeit mit Negativität – “Du siehst immer nur das Negative” – Nein, ich sehe die Fehler und Verbesserungsmöglichkeiten. Indem ich diese anspreche und Lösungen anbiete (! Das Lösungen anbieten unterscheidet die Ehrlichkeit von der Negativität !) helfe ich Dir, dich zu verbessern.

Es erfordert viel mehr Verständnis, Wissen, Mut und Engagement, Kritik mit Lösungsvorschlägen zu artikulieren und zu präsentieren, als einfach “super Leistung” zu sagen. Genau das unterscheidet eben einen richtigen Coach von einem Cheerleader. Oder wie es Michael Blevins so schön ausgedrückt hat: “i care enough to be an asshole”. Wenn es mich wirklich interessiert und mir die Person am Herzen liegt, investiere ich die Zeit für ein Gespräch mit konstruktiver Kritik. Wenn mir alles egal ist, kann ich zu jedem auch „toll gemacht“ sagen. Das ist deutlich weniger aufwendig und ich muss dafür auch viel weniger Kompetenz besitzen.

Wenn man einen Trainer oder auf neudeutsch „Coach“ hat, dann doch aus dem Grund, damit einen dieser voran bringt und hilft. Und das geht halt leider nur über ehrliches Feedback. Wenn man das nicht will, kann man auch einen Cheerleader engagieren. Dann fühlt man sich immer toll. Ob man damit allerdings langfristig besser wird und Fortschritte macht, sei dahin gestellt.

Gerade aus der Sicht einer CrossFit Box finde ich das noch wichtiger. Die Mitglieder zahlen im Vergleich zum normalen Fitness Studio einen deutlich höheren Beitrag, damit sie korrigiert und verbessert werden. Wenn ich als Sportler in eine Box gehe und mir dann aber nichts sagen lassen will, kann ich auch in einem Discountstudio oder sonst wo trainieren und spare mir das Geld.

Zu den Aufgaben eines guten Coaches gehört es ebenso seinen Schützling auch mal zu bremsen. Dies hat nichts mit Demotivation oder Ausbremsen zu tun, sondern ist für eine langfristige, gesunde Entwicklung unbedingt von Nöten! Zum Beispiel passen sich nicht alle Strukturen im Körper gleich schnell an Reize an, auch das berücksichtigt ein Coach! Und übernimmt die schwierige Aufgabe einem motivierten Sportler zu bremsen, wenn es nötig ist. Um das Unternehmen langfristige Gesundheit nicht zu für kurzfristige, vermeintliche Erfolge zu opfern.

Zusammengefasst: Hört auf eueren Coach! Er weiß es besser! Und wenn ihr etwas nicht versteht, dann fragt nach! Ein guter Coach kann euch erklären, warum ihr was wie macht oder eben mal nicht macht!